Miles G.

Als Vorlage für das Stück dient der "Miles gloriosus" des römischen Dichters Titus Maccius Plautus.

Der Söldnerhauptmann Miles G. (Thomas Gassner) ist ein Prahler und hält sich darüber hinaus für unwiderstehlich, was er seiner Geliebten, der schönen "Nachtschwärmerin" (Dunja Bernatzky) selbstredend gerne zu verstehen gibt. Mit seiner Truppe (Ensemblemitglieder) wartet er in einem Wüstencamp auf Einsatzbefehle, verkürzt sich die Zeit mit Angebereien, vor allem mit Drogen, die ihn in Scheinwelten entführen. Das nützt sein Funker und Fahrer Palaestrio (Alexander Kratzer), der sich in die Nachtschwärmerin verliebt hat: Er schickt seinen Hauptmann auf eine Reise... Und es kommt fast alles so, wie es im Plautus steht!

Miles G.Miles G.Miles G. 

 

 

 

 

 

 

 

Interview vor der Premiere des Stücks


Christoph W. Bauer, Miles G. ist das erste Theaterstück, das Sie verfasst haben. Wie ist es Ihnen bei der Erarbeitung dieser "Premiere" gegangen und warum haben Sie sich entschieden, fürs Theater zu schreiben?

Ob Lyrik, Prosa oder Dramatik, jedes Genre verlangt einem alles ab. Daher unterschied sich meine Arbeit am Stück nicht von jener an Gedichtzyklen. Die Entscheidung fürs Theater zu schreiben, ist Produkt meiner Neugier, ich suche stets nach anderen - noch nicht selbst erprobten - Ausdrucksformen. Man musste mich also nicht lange überreden.

Warum gerade für das Westbahntheater?

Ich mache kein Hehl daraus, dass ich nicht unbedingt ein Freund des herkömmlichen Literaturbetriebs bin. In Letzterem suche ich oft vergeblich nach dem, was mich "in einen Text" treibt: Neugier, Risikobereitschaft, Ambition etc. Beim Westbahntheater finde ich diese oft vermissten Grundlagen.

Die Produktion wird in der Kombination Profi- und Laienschauspieler umgesetzt, so wie beim Eröffnunsstück "Die rote Wand". Welche Möglichkeiten sehen Sie in dieser Kombination?

Ob Laie oder Profi ist doch völlig egal. Auf die Lust, etwas umzusetzten, kommt es an. Zudem hatte ich durch das große Ensemble die Möglichkeit, auf die antike Tradition des Chors zurückzugreifen. Eine einmalige Chance!

Worum geht es, was ist das Besondere an diesem Stück?

Es geht in diesem Stück in erster Linie um Heldenbilder bzw. um die Frage, warum diese Heldenbilder immer noch funktionieren. In diesem Sinn ist "Miles G." auch kein antimilitaristisches oder von pazifistischen Leitbildern getragenes Stück, vielmehr eines, das vom Scheitern des Individualismus erzählt: mit der von Politikern, Medien und Filmindustrie geschneiderten "Heldenuniform" lassen sich heute noch abertausende Menschen rekrutieren. Das Besondere an dem Stück? Vielleicht, dass der Miles Gloriosus des römischen Dichters Plautus, den ich ja als Vorlage verwende, eine derart lächerliche Figur ist und als solche "figur- und stilbildend" wurde in der Komödie der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Dass parallel dazu aber gegenwärtig immer noch mit Heldentum Politik gemacht wird - das Besondere ist eigentlich das Erschreckende.

Ist Ihre Persönlichkeit in einer der Figuren zu finden? es gibt da einen "Literaturstudenten" im Stück...

Ich denke, dass diese Frage auf jede oder jeden, die/der sich mit dem Stück beschäftigt, zutrifft. Sind oder waren wir nicht alle einmal ein wenig fasziniert von diesen Leinwandhelden? Wollen wir nicht auch gern ein bisschen Held sein? Und was den Literaturstudenten betrifft, den Sie ansprechen, der war ich nie und wollt ich nie sein. Auch möchte ich in dem Stück, nicht den einen gegen den anderen auspielen, beide Hauptfiguren sind zwiespältige, kämpfen mit sich selbst ... scheitern sie?

Wie ist es für Sie, wenn Sie "Ihre Geschichte" in die Hände des Regisseurs geben. Wenn Sie es sich aussuchen könnten, was würden Sie sich von der Inszenierung wünschen?

Ich wünsche mir, dass es für alle Beteiligten - und da gehört das Publikum ja auch dazu - gelungene Abende werden. Und was die "Hände" des Regisseurs angeht, das sind gute Hände, Manfred Schild weiß schon, was er tut, ich vertrau ihm da voll und ganz.

Interview geführt von Dieter Seelos, 23. Jänner 2007

 

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